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Putenmast ohne Schnabelkürzen

Auf der Suche nach den Ursachen für Federpicken und Kannibalismus bei Puten sollte auch die Fütterung in Betracht gezogen werden. Das wurde in Ruthe untersucht.
Veröffentlicht am
Schulze-Bisping
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Unter praxisnahen Bedingungen bei Einhaltung der Empfehlungen der Bundeseinheitlichen Eckwerte wurden in dem frei belüfteten Mastputenstall in zwei Mastdurchgängen mehrere Gruppen von Putenhennen der Genetik British United Turkeys (BUT 6) sowohl mit handelsüblichem, pflanzlichem Alleinfutter als auch mit einem Versuchsfutter, das tierisches Eiweiß enthielt, aufgezogen und gemästet. Je Durchgang wurden in einem Zeitraum von 16 Wochen etwa 5 100 BUT-6-Putenhennen in vier Tiergruppen mit je 1 270 Tieren gehalten. In jedem Durchgang wurden je Stallabteil zwei Gruppen mit Versuchsfutter, das tierisches Eiweiß enthielt, und zwei Gruppen mit konventionellem Alleinfutter ohne tierisches Eiweiß gefüttert. Je Fütterungsvariante wurde eine Gruppe mit unversehrtem Schnabel und eine Gruppe mit gekürztem Schnabel eingestallt und gemästet. Als tierisches Eiweiß kamen Hämoglobinpulver und Fischmehl zum Einsatz. Je nach Fütterungsphase war Hämoglobinpulver mit einem Anteil von 2,80 bis 3,07 % und Fischmehl mit 2 bis 5 % in der Ration enthalten.

Beste Tierbetreuung und Notfallplan einschließlich Verdunkelung

Unter Berücksichtigung der praxisnahen Bedingungen des Versuchsablaufes lassen sich aus den hier vorgestellten Ergebnissen nachfolgende Zusammenhänge aufzeigen:

  • Der Einsatz von tierischem Protein in der Fütterung der Mastputenhennen hatte keinen Effekt auf das Pickverhalten und somit auch keine reduzierende Wirkung auf das Auftreten von Pickverletzungen im Verlauf der zwei Durchgänge. Damit trug – entgegen der Anfangshypothese – die Verfütterung von tierischem Eiweiß in diesen Versuchen nicht zu einer Reduzierung von Federpicken und Kannibalismus bei.
  • Der ungekürzte Schnabel führte zu einem vermehrten Auftreten von Verletzungen (bis zu viermal mehr Tiere mit Verletzungen als in den Gruppen mit Puten mit gekürzten Schnäbeln). Als besonders kritischer Zeitraum für das Auftreten von Kannibalismus konnte die neunte bis 13. Lebenswoche angesehen werden. Prädestinierte Körperregionen für Pickverletzungen sind Kopfhaut, Stirnzapfen, Hals aber auch Rücken und die Flügel.
  • Der nicht gekürzte Schnabel trägt ganz wesentlich zur Schwere der zugefügten Verletzung bei. Das Pickverhalten wird hingegen nicht grundsätzlich beeinflusst. Die beobachteten Verhaltensweisen traten in allen Gruppen ähnlich häufig auf.
  • Die Haltung nicht schnabelgekürzter Putenhennen bedarf einer intensiven Tierbetreuung, um sofort bei ersten Anzeichen von Kannibalismus reagieren und gegenwirken zu können. Bereits leicht verletzte Tiere müssen sofort aus der Herde entfernt und separat bis zur vollständigen Abheilung der Verletzungen untergebracht werden. Dies bedeutet für Putenherden mit nicht gekürztem Schnabel einen nicht unerheblichen personellen Mehraufwand.
  • Eine zusätzliche Beschäftigung der Tiere in einem akuten Fall von Kannibalismus ist zwingend erforderlich. Die eingesetzten Beschäftigungsmaterialien (Ballschnüre) und das zusätzliche Angebot von frischer Einstreu zusammen mit einer vorübergehenden Reduktion des natürlichen Lichteinfalls erwiesen sich hier als zweckmäßig, um die Situation in den betroffenen Tiergruppen wieder zu beruhigen. Die Nachhaltigkeit der Attraktivität verschiedener Beschäftigungsmaterialien und -methoden ist regelmäßig zu kontrollieren. 

Einen ausführlicheren Bericht zum Versuch aus den Lehr- und Forschungsgut Ruthe/ Niedersachsen finden Sie in DGS 1/2015.