Deutsche Gänsehalter fordern Kennzeichnungspflicht
Wegen der fehlenden Kennzeichnungspflicht hat der Verbraucher keine Chance zu erkennen, ob z.B. die ungarische Gänsekeule aus Stopfleberproduktion stammt.
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So wie die Martinsgans zum Martinstag am 11. November gehört, gehört der Tierschutz zur deutschen Gänsehaltung.„Tierquälerische Praktiken wie die Stopfleberproduktion und das Lebendrupfen der Tiere zur Daunengewinnung verurteilen wir aufs Schärfste“, sagt Lorenz Eskildsen, Vorsitzender des im Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) organisierten Bundesverbands Bäuerliche Gänsehaltung (BBG).
Stopfleberproduktion wird nicht ausgewiesen
Gerade im Vergleich zu Nachbarländern wie Ungarn oder Frankreich, wo die Stopfleber als Kulturgut gilt, nehmen die deutschen Gänsehalter seit Jahren eine Vorreiterrolle beim Tierschutz ein. Das Problem ist jedoch die fehlende Transparenz im Supermarkt: Wegen der fehlenden Kennzeichnungspflicht hat der Verbraucher keine Chance zu erkennen, ob z. B. die ungarische Gänsekeule aus der in Deutschland verbotenen Stopfleberproduktion stammt. „Wir brauchen endlich eine verpflichtende Kennzeichnung, sonst werden unsere hohen deutschen Standards komplett unterlaufen“, sagt Eskildsen, der im Namen der deutschen Gänsehalter den Martinstag zum Anlass nimmt, hier die bislang fehlende Unterstützung der Bundesregierung einzufordern.
Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt sei mit dem klar formulierten Ziel angetreten, den Tierschutz weiter zu verbessern, so Eskildsen. „Jetzt muss er diesen Worten auch Taten folgen lassen und sich mit Nachdruck für eine Kennzeichnungspflicht auf europäischer Ebene einsetzen.“
Wettbewerbsverzerrung trifft deutsche Gänsehalter
Der Selbstversorgungsgrad ist in Deutschland bei Gänsen sehr niedrig: Lediglich 15 % stammen aus heimischer Erzeugung, der Rest ist Importware, an erster Stelle aus Ungarn. Die fehlende Kennzeichnung sogenannter Nebenprodukte der Stopflebererzeugung – Gänsefleisch, Gänseteile oder Gänsefedern – wird insofern zum verbraucherrelevanten Problem, als dass diese Erzeugnisse auf dem deutschen Markt zu deutlich günstigeren Preisen als die deutschen Produkte angeboten werden.
Der Grund: Die Vermarktung der als Delikatesse gehandelten Stopfleber ist ein rentables Geschäft, die anderen Bestandteile der Gans können entsprechend kostengünstig vermarktet werden. „Das bedeutet für unsere sehr naturbelassene Erzeugung von Gänsen nichts anderes als eine gravierende Wettbewerbsverzerrung und die Verdrängung vom Markt“, sagt Eskildsen. Umso intensiver setzen sich die deutschen Gänsehalter für eine Kennzeichnungspflicht von Gänsefleisch aus der Stopflebererzeugung im Rahmen der Novellierung der Durchführungsverordnung zu der EU-Vermarktungsnorm für Geflügelfleisch ein. „Denn der Verbraucher muss sich aktiv für Tierschutz entscheiden können.“