Moderner Bauernhof kontra Bilderbuchidylle
Das Thema "Ansehen der Geflügelwirtschaft" berührte auf der Mitgliederversammlung des Geflügelwirtschaftsverbandes (GWV) Hessen am 4. November 2014 in Bad Hersfeld die Halter.
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Drei Bilder prägen das Bild des Landwirts in der Öffentlichkeit, erklärte Dr. Jörg Bauer, Schweinehalter und Lehrer an der Fachschule für Agrarwirtschaft des Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen (LLH), nämlich das „Bauer sucht Frau-Bild“, das Bild des „fiesen“ Großmästers sowie das romantisch verklärte Bild der Landwirtschaft.
Alle drei Bilder entsprächen nicht der Wirklichkeit. „Und in den Medien kommt unser Berufsstand viel zu schlecht weg“, stellte er fest und führte das in seinem Vortrag über Image und Ansehen der Geflügelwirtschaft darauf zurück, dass die meisten Kenntnisse, die die Menschen – einschließlich der Medienvertreter – über die Landwirtschaft hätten, aus Kinderbüchern stammten. Dort werde in der Regel der idyllische Bauernhof dargestellt. Aber auch die Branche selbst arbeite zu wenig mit realistischen Bildern. Deshalb sei kaum einem Verbraucher klar, wie moderne Landwirtschaft aussehe, heute die kleinste Einheit für einen Hähnchenstall bei 40 000 Tieren liege oder dass eine Person heute 2 500 Mastschweine betreuen könne. „Haben wir die Gesellschaft auf diese Innovationsreise mitgenommen?“, fragte Dr. Bauer und machte deutlich, welche Auswirkungen dieses Versäumnis habe: „Wenn unsere Mitmenschen unser Tun nicht verstehen, dann können wir auch nicht auf deren Akzeptanz hoffen!“ Es sei also höchste Zeit,
1. positiv über das zu reden, was wir tun, und
2. unsere Erzeugnisse zu verkaufen, anstatt diese nur abzuliefern.
Bauer gab den hessischen Geflügelhaltern zur notwendigen Kommunikation einige Tipps mit auf den Weg:
- Bleiben Sie im Gespräch mit Ihren Mitmenschen auf Augenhöhe.
- Bleiben Sie ruhig und freundlich.
- Versuchen Sie, Ihren Gesprächspartner zu verstehen.
- Seien Sie selbstbewusst und ehrlich und
- argumentieren Sie klar und einfach.
Töten männlicher Küken: Hessen`s Weg ist akezeptabel
Der Vorsitzende des GWV Hessen, Michael Herdt, gab auf der Mitlgiederversammlung einen Überblick über die Aktivitäten seines Landesverbandes im vergangenen Jahr. Neben den Auswirkungen der Novellierung des Baugesetzbuches und der Soja-Diskussion waren die zentralen Themen das Töten der männlichen Eintagsküken, das Schnabelkürzen bei Legehennenküken sowie der Antibiotikaeinsatz in der Geflügelmast.
Er berichtete, dass man mit der hessischen Tierschutzbeauftragten Dr. Madeleine Martin durch die Einrichtung von Übergangsfristen eine akzeptable Regelung zur Tötung der männlichen Eintagsküken gefunden habe. Im Gegensatz dazu sei die Entwicklung beim Schnabelkürzen durch die Aussage des KAT (Verein für kontrollierte alternative Tierhaltungsformen) zum Ausstieg aus der Schnabelbehandlung sehr unerfreulich, da die Auswirkungen hierbei noch gar nicht abzuschätzen seien, betonte Herdt. In Bezug auf die Öffentlichkeitsarbeit der Geflügelbranche wünschte auch er sich, „dass unsere Betriebe noch mehr Transparenz zeigen“, um sich in der anhaltenden öffentlichen Diskussion über die kommerzielle Geflügelhaltung noch besser darstellen zu können.
Wo gibt es noch Reserven in der Legehennenhaltung? Tipps dazu gab es von Dr. Michael Lüke von der Lohmann Tierzucht GmbH, Cuxhaven. Hygienemaßnahmen gegen Salmonellen bleiben wichtig, auch wenn es seit 2012 bei den amtlichen Proben in Hessen keine Salmonellenfunde (S. enteritidis und S. typhimurium) mehr gibt. Warum, das begründete Dr. Thomas Redmann, Geflügelgesundheitsdienst Hessen.
Mehr dazu erfahren Sie in der DGS 46/2014.