Geflügelwirtschaft strikt gegen „Chlor-Hähnchen“ aus den USA
Im Zusammenhang mit Gesprächen über ein Transatlantisches Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA warnt die deutsche Geflügelwirtschaft davor, durch Öffnung des europäischen und deutschen Marktes für US-Importprodukte extrem ungleiche Standards in der Erzeugung von Geflügelfleisch und Eiern zuzulassen.
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„Die hohen deutschen Erzeugungsstandards dürfen nicht durch den Import von US-Ware mit deutlich niedrigeren Standards ausgehebelt werden“, fordert Rainer Wendt, Vizepräsident des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) und Vorsitzender des Bundesverbandes bäuerlicher Hähnchenerzeuger (BVH). Mit der Forderung reagiert Wendt auf eine Äußerung von Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler, der in der Tageszeitung „Die Welt“ bezüglich der in den USA üblichen Behandlung von Geflügelfleisch mit einem Chlorbad zitiert wird, der eine Standard sei „nicht besser oder schlechter als der andere, sondern nur anders“.
Die deutschen Geflügelfleischerzeuger widersprechen dem und sehen die US-Praxis äußerst kritisch. „Ein solches Chemikalienbad für ein Naturprodukt wie Hähnchen- oder Putenfleisch ist in Deutschland undenkbar“, sagt Wendt. „Es darf kein chemisch behandeltes Geflügelfleisch aus den USA auf den deutschen oder europäischen Markt gelangen!“ Hier erwarte man die volle Unterstützung des Wirtschaftsministers. Unverständnis für die Haltung Röslers formuliert Wendt auch vor dem Hintergrund, dass sich das EU-Parlament letzte Woche gegen Importe von „Chlor-Hähnchen“ ausgesprochen hatte. Man müsse auf höchste Hygiene- und Sicherheitsstandards setzen wie es für die Geflügel¬fleischerzeugung in der EU und Deutschland selbstverständlich sei. Es sei nicht im Sinne des deutschen Verbrauchers, wenn die US-amerikanische Industrie durch die Endproduktbehandlung mit Chlor versuche, niedrigere Erzeugungsstandards und mangelnde Prozessqualität auszugleichen, kritisiert Wendt.
Auch die deutsche Eierwirtschaft zeigt sich angesichts der zunehmenden Importe von Schaleneiern und Eiprodukten aus den USA sehr besorgt. Ein Unterlaufen deutscher Haltungsstandards stellt Dr. Bernd Diekmann fest, ZDG-Vizepräsident und Vorsitzender des Bundesverbandes Deutsches Ei (BDE). In den USA dominiere konventionelle Käfighaltung mit unter 500 cm2 pro Tier. „Die Politik muss endlich die Pflichtkennzeichnung von Herkunft und Haltungsform bei Eiprodukten und Eiern in verarbeiteten Lebensmitteln einführen“, bekräftigt Diekmann eine Forderung des BDE. Verarbeitete Eier würden rund 50 % des Eierverbrauchs ausmachen. Bislang gilt die Kennzeichnungspflicht nur für Schaleneier. ZDG