Tierschutzlabel kommt langsam voran
Der Deutsche Tierschutzbund zieht eine positive Anfangsbilanz des neuen Labels. Bereits die Hälfte aller Verbraucher soll das neue Siegel kennen. Es ist aber erst in wenigen Geschäften verfügbar.
- Veröffentlicht am
Knapp ein halbes Jahr nach dem Verkaufsstart von ersten Produkten mit dem blauen Tierschutzlabel hat der Deutsche Tierschutzbund (DTB) eine erste positive Bilanz gezogen. Die Zahl der zertifizierten Ställe sei gestiegen, weitere befänden sich in der Anerkennung. Nach Zahlen des Instituts für Handelsforschung Köln (IFH) soll bereits die Hälfte der Verbraucher das Tierschutzlabel kennen und immer mehr Handelsunternehmen und Discountern die entsprechenden Produkte listeten. Laut Tierschutzbund wurden bisher in der Einstiegsstufe 16 Höfe mit 21 Mastschweineställen und 49 Höfe mit Masthähnchen zertifiziert. Weitere Betriebe befänden sich für beide Tierarten und Labelstufen im Beratungs- und Anerkennungsverfahren. Bereits kurz nach dem Programmstart seien im März 9 Mio. Masthühner und 40 000 Schweine einbezogen gewesen.
Laut dem DTB sind Produkte mit dem Tierschutzlabel gegenwärtig bei Kaiser's Tengelmann und Edeka Reichelt in Berlin erhältlich, aber auch in ausgewählten Geschäften der Tengelmanngruppe in Nordrhein-Westfalen und München sowie in sky-Verbrauchermärkten der coop eG. Geflügelerzeugnisse seien bei Edeka nahezu deutschlandweit verfügbar und in ausgewählten Märkten der Handelsketten Netto, Famila, Hit, Dohle und Karstadt. Real habe in mehr als 200 ihrer 320 Märkte gelabelte Produkte in das Sortiment aufgenommen; Lidl biete bundesweit fast flächendeckend Privathof-Hähnchen an. Erste Premiumprodukte seien bei Edeka-Südwest in Baden-Württemberg gelistet. Trotz des Starterfolgs sei es aber noch schwierig, das Angebot in den Sortimenten bundesweit vorzuhalten, räumte DTB-Präsident Thomas Schröder ein. Das sei eine Frage der Menge und der Verfügbarkeit, die in so kurzer Zeit kaum zu 100 % zu sichern sei. Die vielen Anfragen beim Tierschutzbund, auch direkt von landwirtschaftlichen Erzeugern, zeigten jedoch, dass viel in Bewegung gekommen sei.
Der maßgeblich am Tierschutzlabel beteiligte Schlachtkonzern Vion zeigte sich mit der bisherigen Entwicklung ebenfalls nicht unzufrieden. Geschäftsführer Norbert Barfuß bezeichnete den Projektstart als beachtliche Leistung. Man könne nicht auf Knopfdruck bundesweit volle Regale erwarten. Vielmehr solle deutlich werden, was mit welchem Aufwand machbar sei und wie viel der Verbraucher am Ende des Tages wirklich bereit sei, für mehr Tierwohl zu bezahlen. Erste Erkenntnisse darüber sollen laut Barfuß in der angelaufenen Pilotphase auf einigen regionalen Märkten gewonnen werden. Die in Medienberichten geäußerte Kritik, dass die Produkte nicht überall zu kaufen seien, gehe also am Thema völlig vorbei. AgE