Keine falschen Schlüsse ziehen
Am 28. Oktober erschien in der Tagespresse die Meldung zu einer Germanwatch-Untersuchung: Jedes zweite Hähnchen von Europas größten Geflügelschlachtereien sei mit antibiotikaresistenten Keimen belastet. Der ZDG nahm dazu Stellung.
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Jedes zweite Hähnchen von Europas größten Geflügelschlachtereien sei mit antibiotikaresistenten Keimen belastet. Das jedenfalls besage laut verschiedener Pressestimmen vom 28. Oktober eine Untersuchung des Nationalen Referenzzentrums für gramnegative Krankenhauserreger an der Ruhr-Universität Bochum im Auftrag der Organisationen Germanwatch und Ärzte gegen Massentierhaltung. Mehr als jedes dritte untersuchte Tier habe sogar Erreger gezeigt, die auch widerstandsfähig sind gegen sogenannte Reserveantibiotika. Insgesamt 165 Proben hätten die Umweltschützer untersuchen lassen.
Natürliches Lebensmittel niemals keimfrei
Der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V. (ZDG) veröffentlichte auf Anfrage des ZDF-Magazins Frontal21 folgende Stellungnahme:
- Die deutsche Schlachtgeflügelwirtschaft tut alles, um dem Verbraucher ein hochwertiges und sicheres Produkt anzubieten. Als natürliches und naturbelassenes Lebensmittel kann Geflügelfleisch aber niemals zu 100 % keimfrei sein. Bakterien und Keime sind in der Umwelt und damit in der Umgebung von Mensch und Tier immer vorhanden. Eine optimale Hygiene auf allen Erzeugungsstufen kann das Risiko des Auftretens von Keimen daher reduzieren, aber nie gänzlich ausschließen.
Zu beachten ist zudem: Die vorliegenden Untersuchungszahlen stellen bei der geringen Anzahl an Proben lediglich eine situative Stichprobe dar und können keinen Anspruch auf einen repräsentativen Überblick erheben.
- Es ist verfehlt, vom Vorhandensein antibiotikaresistenter Keime auf dem Produkt auf den Einsatz der Wirkstoffe am lebenden Tier zu schließen. Über 95% der MRSA stammen aus der Humanmedizin, lediglich 2,5% aus la (lifestock associated) MRSA, also aus der Nutztierhaltung. Zudem belegt eine Studie des Universitätsklinikums Eppendorf anhand der Unterscheidung von ESBL-Genotypen, dass Hähnchenfleisch keinen wesentlichen Beitrag zur Besiedlung des Menschen mit ESBL-tragenden Enterobakterien liefert.
- Anders als beispielsweise in den USA (Stichwort „Chlorhähnchen“) werden in Deutschland und in der gesamten EU die Schlachtkörper ausschließlich mit Trinkwasser ohne chemische Zusätze behandelt. Die deutsche Geflügelwirtschaft bekennt sich zu der Strategie „Farm to fork“ im Sinne hoher Hygienestandards über die gesamte Erzeugungskette hinweg, statt lediglich am Ende der Erzeugung eine Desinfektion vorzunehmen.
- Die deutsche Geflügelwirtschaft nimmt das Thema Antibiotikaresistenzen sehr ernst und beteiligt sich aktiv an Forschungen zur Reduzierung von Antibiotikaresistenzen. Als Hauptwirtschaftspartner hat die Geflügelwirtschaft das breit angelegte Forschungsvorhaben EsRAM. Mehr Infos dazu erhalten Sie hier.
- Wichtig ist eine sachliche Betrachtung von Antibiotikaresistenzen im Sinne eines „One Health“-Ansatzes als gemeinschaftlicher Herausforderung von Human- und Veterinärmedizin. Die deutsche Geflügelwirtschaft ist bereit, in diesem Kontext ihren Beitrag zu leisten: Es ist das erklärte Ziel, den Antibiotikaeinsatz auch in Zukunft weiter zu reduzieren. Trotz aller Minimierungsstrategien wird eine kontinuierliche weitere Reduzierung bis auf Null aus den zuvor genannten Gründen aber nicht möglich sein.